Statement 2009

Für mich spielen Gefühle eine größere Rolle als Konstruktionen.

Letztere sind meistens unbeständig und lavede.

Im Osten musste ich in einer Nische arbeiten- mich unsichtbar

machen, unterwandern. Hierbei kam es bei mir zu einer Mytholo-

gisierung einer Zwangssituation. Ich nahm mich ungeheuer wichtig

und wurde zunehmend humorloser, etwas das ich bei vielen DDR

Kollegen beobachten konnte.

Aus dieser Kastration erwachte ich im Westen mit schallendem Gelächter.

Kann das Leben schön sein, wenn die eigene Person an Unwichtigkeit

gewinnt und man unter keiner Beobachtung mehr steht.

Seltsamerweise stellte ich fest, wie die Künstler im freien Westen Nischen

bevorzugten und opulenten großen Gefühlen misstrauten, die ich gerade

entdeckte. Sie rezipierten in ihrer Kunst mit didaktischer  Blutleere den Kunstmarkt. Sie nannten sich Labels, Büros und Projektarbeiter, all dieser

Firlefanz, der schon in der Wortbildung für mich den Künstler entbehrt.

Sie bespielten die Räume als hätte die Welt nur vier Ecken. Neu angekommen im Westen fühlte ich, als könne ich gerade die Ozeane der Welt

bereisen und bemerkte wie virtuelle Landkarten bevorzugt wurden.

Es war die Zeit der Theoriebildung, der Spickzettel in den Wälzern von

Foucault, Baudrillard und Wittgenstein, die auf den Ateliertischen meiner Kollegen lagen. Mit den Untersuchungen daraus kalkten sie die Galeriewände.

Das kam mir vor wie ein Fortbildungskurs, wäre es nicht ein freiwilliger Kollektivrausch gewesen, der dann auch noch eine Überschwämme an

Kuratoren hervorbrachte, deren Sprachkanonen, die Künstler statt mit Bildern, mit Worten fütterten. Künstler und Kurator arbeiteten Hand in Hand, führten ihre Scheinehen, waren wie vom gleichen Holz. Das ging mir derart auf die Nerven, dass für mich die Einsamkeit der Malerei, der einzige akzeptable Boden wurde auf dem ich mich mit Wut und Hingabe ausbreiten konnte.

Ich will keinen Ort der nur noch Mobilität ist, keinen Schlafrock, als

Testbild. Ich will Opulenz, das große Gefühl. Ich will Tragik, Liebe und

Leidenschaft. Ich finde es notwendig eine Lanze im Herzen und nicht im

Kopf zu brechen.

Der Künstler soll irre bleiben, egomanisch überhöht bisweilen an

Selbstüberschätzung und Versagen leiden und die eigene Dualität

aushalten können.

 

 

Berlin, 16.3.2004

 

 

 

 

 

 

 

Ich sage immer, wenn ein Bild das Atelier verlässt, dann geht es in die Welt, geht auf Reisen. Ob es in einem Wohnzimmer hängt, oder im Museum ist eigentlich egal. Das Bild ist flügge geworden und kann machen was es will.

Es ist wie ein Kind, was das Haus verlässt. Und da ich viele Kinder habe und bekomme, muss ich mich um jene kümmern, die noch zu Hause sind. Neulich sagte mir eine Kuratorin, der Kontext sei doch aber wichtig. Ich antwortete: nicht für mich. Da fasste sie sich an den Kopf und dachte ich hätte sie nicht mehr alle. Was interessiert mich der Scheiß Kontext. Mich interessieren die Sachen an denen ich gerade arbeite, aber ich bin nicht für die Ausleuchtung zuständig, von Dingen, die das Atelier verlassen haben.

Ich mache ja keine Installationen. Ob man Bilder von mir an die Decke nagelt, oder sie in der Speisekammer unterbringt, hat dann nichts mehr mit mir zu tun.

 

3.12.09